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Kapitel 2

Die Ostsee brennt!

In dieser Karwoche hatte ich offenbar nur eine Aufgabe. In regelmäßigen Abständen schickte mich Pastor Eler die vielen Stufen den Kirchturm hinauf, um aus dem höchsten Fenster den Horizont vornehmlich in Richtung Norden abzusuchen. Ich hatte den Eindruck, er wisse, was ich erspähen sollte, er sagte es mir aber nicht. „Schau dich sorgsam um und melde mir alles, was dir auffällt!“, lautete seine Anweisung. Und da ich nicht nur ein pastorenfürchtiger Junge, sondern auch fix auf den Füßen war, entsprach ich diesem Wunsch, ohne weiter nachzufragen. Immer wieder eilte, nein kletterte ich die vielen Stufen empor und suchte den Horizont nach etwas ab, das ungewöhnlich war. Und immer wieder stieg ich herab und meldete: „Nichts außer Himmelsblau und Tannengrün!“ „Gut“, murmelte der alte Pastor dann, „es wird schon kommen!“. Als ich den Kirchturm nach dem Nachmittagskaffee − für mich Milch und Butterkuchen − erklomm, spähte ich inzwischen routiniert aus dem winzigen Dachfenster. Ermattet vom Kirchturmbesteigen und Hefekuchenessen wäre es mir fast entgangen. Es war nur ganz fein zu sehen, ein Hauch von Nichts, aber mir entging es nicht und so wartete ich nicht, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, sondern rief so laut ich konnte, von ganz oben bis ganz unten: “Pastor Eler − die Ostsee brennt!“

Möchtet Ihr es Ivens gleich tun und nachsehen, ob die Ostsee brennt?
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„Brennt sie lichterloh?“, rief der Pastor fragend nach oben und als ich ihm ehrlich antwortete, dass man den Brand doch eher nur erahnen könne, berief er mich nach unten.

„Ivens“, sagte Pastor Eler, “die Zeit ist gekommen und du hast nun keine mehr zu verlieren!“ Es brenne nicht die Ostsee, versicherte er mir, da wir im Fach Aberglauben noch nicht so weit fortgeschritten waren im Rahmen meiner schulischen Privatausbildung, dass ich mich davor nicht in Mark und Bein gefürchtet hätte. Es seien dänische Kriegsschiffe, sogenannte Dampfer, die durch Feuerkraft angetrieben, den Eindruck eines Seebrennens erwecken. Dadurch, dass ich den feinen Rauchschleier so früh erspäht habe, hätte man auf deutscher Seite nun einen Vorsprung, um eine verheerende Katastrophe für die Stadt Eckernförde zu verhindern. Auf meine Frage, wer „man“ sei, antwortete er wortkarg aber nach meinem Eindruck ehrlich: „Ivens, das sind Informationen, die du eigentlich nicht haben darfst, das sage ich dir: Es gibt innerhalb der Regierung in Rendsburg Kräfte, die mögliche Kriegshandlungen zum Wohle beider Seiten verhindern wollen. Ich bin ihnen verbunden und bitte dich, mir beizustehen. Du musst nach Eckernförde laufen, so schnell du kannst und eine geheime Botschaft überbringen an einen Bruder vor Ort, der die Tat ausführen soll, die Blutvergießen verhindern, wenigstens aber einen Sieg der Dänen vereiteln soll.“

Ich war vom Donner gerührt! Ich sollte nach Eckernförde laufen? Zwischen hier und der Bucht lagen Felder und Wälder − und wo Wälder und Felder zwischen zwei Orten liegen, ist die Entfernung weit. Es war Abend − ich musste ohne Tageslicht mich zurechtfinden auf Wegen, die ich nicht einmal im Hellen kannte. Ich glaube, ich hatte Tränen in den Augen.

Pastor Eler nahm mich in den Arm. „Du meidest die Staatschaussee, den Königsweg nach Eckernförde, dort könnten dir Feinde auflauern. Du läufst auf Seitenwegen und an markierten Orten werden dir gesetzte Zeichen den Weg weisen. Du musst nur diese Botschaft nach Eckernförde bringen. In St. Nicolai im Schatten der Kanzel wird dir einer der Unsrigen die Botschaft abnehmen. Dann kannst du dich ausruhen und am nächsten Tag nach Hause wandern, auf den dir bekannten Wegen. Wenn Gott will, wird man in Eckernförde siegen, wenn Gott gnädig ist, jedes Blutvergießen verhindert. Gott sei mit dir, mein Sohn!“

Er hieß mich noch meine Jacke zu holen. Gemeinsam eilten wir ins Pastorat. Schon im Vestibül rief er nach der guten Else, die mir sofort ein Säcklein Proviant packen sollte. Ich lief in meine Kammer und holte Jacke und Mütze. Im Flur hörte ich die dicke Else weinen: „Er ist doch noch ein Kind, ein Kind mit kurzen Hosen − und dann diese Gefahr und diese Last!“ und der Pastor entgegnete: „Liebe Frau Else, in einem Kind wird niemand den Attentäter vermuten, auch nicht den Handlanger zum Attentat oder den Verräter. Eine Bessere Tarnung kann es nicht geben. Und schließt nicht von den kurzen Hosen auf den Mann − denn wenn die Handlung gelingt, kehrt der Knabe als junger Held und Mann zu uns zurück.

Vor dem Haus übergab mir Pastor Eler ein in Tuch gewickeltes Paket. Handlich aber für seine Größe recht schwer. „Du darfst nicht alles wissen, aber ich sage dir, dass in dem Tuch der Griff für ein Messer gewickelt liegt. Du darfst den Griff nur demjenigen übergeben, der die passende Klinge dafür hat und diese in St. Nicolai auf den Griff schrauben kann. Das ist das Zeichen! Mehr musst du nicht wissen. Nur eins: schnell musst du sein. Und achtsam die Zeichen am Wegesrand suchen, denn sie zeigen dir den einzigen sicheren, unbewachten Pfad zum Ziel. Bleibe immer in Deckung, wage dich nicht auf die bekannten Straßen und wisse, dass ich in Gedanken bei dir bin. Wende dich nun nach Norden und suche den Ort:

Du hast Aufgaben, die dich zuerst blasser, später aber immer besser werden lassen.

Und wenn du dort angekommen bist, wende diesen Code auf die Zahlen an, die du dort findest, und dir wird klar, wohin du gehen musst. Und er schrieb mir eine Folge von Buchstaben auf den Unterarm.

Mein Lauf um Ehre und Vaterland und Menschenleben begann mit dem Einbruch der Dämmerung.

Ihr sollt den Ort finden, den Pastor Eler mit diesem komischen Satz angegeben hat!
"Du hast Aufgaben, die dich zuerst blasser, später aber immer besser werden lassen."

Drei Worte können Koordinaten angeben!
Handy-Nutzung erlaubt!

Vier Wege, dieselbe Position zu beschreiben:
aufgaben.blasser.besser
54°26’10,41036"N, 9°58’34,70304" E
N 54.4362251, E 9.9763064
CXPG+FGM
Karte von Gettorf nach Borghorst Stall Borghorst
Dort angekommen seht Ihr dieses Schild.
Hier die komplette Route dorthin.